
Zwei Vergewaltigungen (die gleiche Frau, zwei Täter), unzählige sexuelle Übergriffe und das trotz über 2000 Polizeieinsätzen … oh, sorry, das war nicht Köln, das war das Müncher Oktoberfest 2015. Gerade mal 3 1/2 Monate her und schon vergessen.
Damals gabs keine Sonderberichterstattung. Es gab keine Aussagen wie «Mit dem kulturellen Hintergrund war sowas ja zu erwarten. Die leben faktisch noch im Mittelalter, reine Machokultur». All die Journalistinnen und Journalisten, die sich jetzt «für die Opfer stark machen», verurteilten nicht ganz Bayern, oder jeden Lederhosenträger. Sie machten sich nicht mal die Mühe, die Mechanismen hinter den Übergriffen zu hinterfragen oder nur schon aufzuzeigen. Es gab keine politischen Sondersessionen, keine betrübt wirkenden Politiker zischten wütende Sätze in die Kameras der gespannt wartenden Presse.
Versteht mich nicht falsch: Ich will die Übergriffe in Köln nicht mit denen in München entschuldigen. Sexuelle Übergriffe werden von Arschlöchern begangen, immer und überall. Da gibts nichts zu entschuldigen. Arschlöcher haben keine Nationalität, sondern nur ein Verhalten.
Mir gehts nicht um die Täter, um die soll sich der Rechtsstaat kümmern. Mir gehts um die politische und wirtschaftliche Instrumentalisierung der Übergriffe von Köln. Damit lassen sich Menschen mobilisieren, damit lässt sich hetzen – und nicht zuletzt: Damit lässt sich in den Medien Geld verdienen.
Jede dritte Frau in Europa musste sexuelle Gewalt erleben, jede Frau hat Erfahrungen mit Situationen, die an sexuelle Übergriffe grenzen. Am 25. November war der Tag gegen Gewalt an Frauen. Keine der grösseren Newsplattformen brachte eine grössere Geschichte zu diesen Millionen von Frauen. Das sind die ganz alltäglichen Opfer. Offenbar sind die nicht so interessant, weil sie sich nicht so gut verkaufen lassen wie die Horden aus Nordafrika.
Niemand spricht von kulturellem Defizit, niemand fordert stärkere Massnahmen. Seit 1992 ist Vergewaltigung in der Ehe in der Schweiz strafbar, seit 2004 ein Offizialdelikt. Seit 2004!
Und genau die Kräfte, die zur Zeit am stärksten gegen eine ganze ethnische Gruppe hetzen, haben sich damals geschlossen gegen den Straftatbestand der Vergewaltigung in der Ehe ausgesprochen. Kulturelles Defizit, my ass. Wenn man böse wäre, könnte man behaupten, die Täter von Köln hätten sich ganz gut in unsere Kultur und unseren Umgang mit Frauen integriert.
Und jetzt werfen sich Leute heroisch in die Brust, um Frauen zu schützen, deren Rechte ihnen an den restlichen 364 Tagen total am Arsch vorbeigehen.
Also, erzählt mir keinen verfluchten Scheiss, ihr besorgten Bürger. Es geht euch einen Dreck um die Frauen. Ihr wittert eine Möglichkeit, die Straftaten der Arschlöcher von Köln zu euren Zwecken zu nutzen und missbraucht die Opfer gleich nochmals. Einfach mit euren widerlichen populistischen Organen.