«Globalisierungsverlierer können nichts dafür!»

Sie hatten keine Wahl. Sie müssen Arschlöcher sein.
Sie hatten keine Wahl. Sie müssen Arschlöcher sein.

Man braucht keinen Hochschulabschluss, um kein Rassist zu sein. Auch Arbeitslose können sich dem Sexismus verweigern. Und man muss nicht Ethik studiert haben, um zu verstehen, dass die Befürwortung von Folter Scheisse ist. Man kann sogar ohne grosse Bildung in Geschichte erkennen, dass die Internierung religiöser Minderheiten oder eine Mauer um das eigene Land keine Lösungen für Probleme sind.

«Er kann sich keinen Zweitwagen leisten, deshalb muss er Frauen an die Möse greifen!» ist keine adäquate Erklärung.

Es gibt Millionen Menschen, die nicht zur «Elite» gehören, die keine urbanen Hochschulabgänger sind, Leute, die ihren Job verloren haben oder als Alleinerziehende am Rande des Existenzminimums leben, ohne dass sie dabei rassistische, sexistische und unmenschliche Arschlöcher werden. Es gibt Unmengen «Globalisierungsverlierer», die menschlich, offen und empathisch handeln.

Alles, was es zu einer menschlichen Sichtweise braucht, ist eine gewisse Empathie für Andere. Einen Anstand, den man eigentlich aus dem Elternhaus mitbekommen sollte. Aber selbst wenn man von Wölfen aufgezogen wurde, kann man ein anständiger Mensch werden, indem man versucht, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden will. Anstand ist eine Holschuld.

Es ist extrem herablassend von linksliberalen Kommentatoren und Journalisten, den «Globalisierungsverlierern», den weniger Gebildeten, den Minderpriviligierten die Verantwortung für ihre Entscheidungen abzusprechen. «Sie können keine menschlichen und ethischen Entscheidung treffen, weil sie Globalisierungsverlierer sind!» My Ass.

Wenn man diese Leute ernst nehmen will, muss man ihnen auch die Verantwortung für ihre Entscheidungen zugestehen und sie nicht wie geistig behinderte Schosstiere unter Schutz stellen. Wenn jemand sich wie ein Arschloch verhält, muss er damit leben, «Arschloch» genannt zu werden. Handlungen haben Konsequenzen.

«Aber wir müssen ihre Sorgen Ernst nehmen!» kommt als nächstes. Was für fucking Sorgen? Dass Neger und Kameltreiber das Land überrennen und ihnen Jobs und weisse Frauen wegnehmen? Dass sie bald Weihnachten in einer Moschee feiern müssen? Dass der IS den Bahnhof in Hinterpfupfikon in die Luft sprengt, was man schon an den drei Dunkelhäutigen sehen kann, die da immer rumstehen? Dass sie sich keine Markenturnschuhe leisten können und deshalb Flüchtlinge lieber im Mittelmeer verrecken lassen?

Nein. Ich muss diesen idiotischen Scheiss nicht ernst nehmen. Genauso wenig, wie ich jemanden ernst nehmen muss, der meint,  4 plus 4 ergebe 19. Ich kann ihm die Fakten zur Verfügung stellen. Wenn er sie nicht annimmt, nicht nachrechnet, sondern bei seinem Ergebnis bleibt, kann ich ihn getrost «Idiot» nennen. Information ist eine Holschuld.

Ich verletze also die Gefühle dieser Menschen und das ist nicht hilfreich? Bullshit. Wenn ich den rassistischen, sexistischen und einfach nur faktenfernen, unmenschlichen Dreck ernst nehme, fühlt sich mein Gegenüber noch stärker im Recht.

Soziologische, demografische oder politologische Erklärungsansätze sind super für theoretische Spekulationen im Elfenbeinturm der Intellektuellen. In der echten politischen Diskussion schaffen sie durch Entschuldigung eine Hintertür für ethisch verwerflichen Scheissdreck. Duldung durch Verständnis.

Es gibt gewisse Grenzen in der politischen Debatte. Diese werden durch den kategorischen Imperativ der Ethik gesetzt. Mord, sexuelle Übergriffe, Folter, Rassismus, Verfolgung und Ausgrenzung von religiösen oder anderen Minderheiten etc. sind nicht verhandelbar, eine Verletzung der freiheitlich-demokratischen Prinzipien nicht duldbar.

Wenn wir nicht für die Werte, die unsere Zivilisation ausmachen, einstehen, wenn wir sie nicht hart und klar verteidigen, sind sie nichts wert.

Wenn wir den Leuten nicht die Konsequenzen – Ächtung, Verurteilung, Ausgrenzung – für unmenschliches Handeln aufzeigen, machen sie einfach weiter.

Nur weil wir versuchen, anständig zu sein, sind wir nicht schwach.