Trump oder Putin?

Putin sei bei den Schweizern beliebter als Trump, titelten einige Schweizer Zeitungen anhand einer Umfrage. Nun, diese Aussage ist etwas am Umfrageergebnis vorbei. Die Schweizer hassen Putin nur ein bisschen weniger als Trump.

12 Prozent der Schweizer haben positive Gefühle für Trump, 22 Prozent finden Putin einen geilen Siech.

Nun ja, das ist beunruhigend. Trump ist ein Vollidiot, der eine Kinderrassel nicht von einer Atomrakete unterscheiden kann, und der seine Entscheidungen nach seinem dümmlichen Ego fällt. Er ist ein infantiler Narzisst, der alles tut, um von seinen Fans geliebt zu werden. Dabei richtet er so viel Schaden an, dass man nicht weiss, ob das US-System sich je wieder davon erholt. So weit, so schlimm.

Aber während Trump in einem einigermassen funktionalen, demokratischen System waltet, in dem seine Gegner sich jeden Tag auch lautstark äussern dürfen, regiert Putin in einem System, das sich nur dem Namen nach noch von der Parteidiktatur der UDSSR unterscheidet.

Trump und seine Handpuppen greifen täglich Presse und politische Gegner an und lügen ohne Scham. Das ist wirklich übel. Aber es ist wohl noch übler, wenn Putin nicht genehme Pressehäuser schliessen. politische Gegner in Gefängnis werfen oder umbringen lässt. Das eine ist Kritik, das andere Unterdrückung.

Die Putin-Trolle reagierten auf meine Kritik am Autokraten mit der Erwähnung der tollen Umfragewerte, die Putin in Russland hat. Das ist leider in einer Autokratie kein Argument. Wer die Informationshoheit hat, wer die Presse und das Fernsehen beherrscht, bestimmt auch, was die Leute glauben.

Das ist einer der Gründe, warum eine freie Presse so wichtig ist für eine freie Demokratie. Und erinnern wir uns: Sowohl Hitler wie auch Stalin hatten grossen Rückhalt im Volk. In erster Linie, weil sie die Realität beherrschten, anhand dieses Volk seine Meinung bilden musste.

Weiter meinten einige Putin-Groupies, dass sie sich ihre Meinung aufgrund von Gesprächen mit Russen bildeten. Nun, ich hab mit einigen Russen gesprochen, die sowohl Westmedien wie auch russische Staatsmedien konsumierten und Inhalte vergleichen konnten. Um es mal vorsichtig auszudrücken: Sie waren schockiert über die faktisch nachweisbaren Lügen in ihrem eigenen Land. Nun, nicht alle. Einige, die ganz gut vom gegenwärtigen System leben, haben nichts gesagt.

Aber zurück zur Schweiz. Ich denke nicht, dass Trump besser abschneiden sollte. Im Gegenteil, es ist immer noch beschämend, dass Trump 12 Prozent Zustimmung erhält, obwohl er nachweislich jeden einzelnen Tag im Jahr 2018 durchscnittlich 15 blanke Lügen erzählte. (In erster Linie belügt er übrigens seine eigenen Fans.)

Ich finds aber noch bedenklicher, dass Schweizer, die im seeligen Zustand einer direkten Demokratie leben – und dies auch dauernd und bei jeder politischen Gelegenheit unterstreichen – sich Demokraten nennen, einen totalitären, brutalen und egomanen Wichser wie Putin anhimmeln.

Natürlich kommen dann die geopolitischen Argumente: Die USA führen überall auf der Welt Krieg, um ihren Einflussbereich auszuweiten und sich die Kontrolle über Ressourcen zu sichern. Right. Das ist Scheisse. Wenn ich aber die Wahl habe, ob eine grösstenteils freiheitliche Demokratie die Ressourcen kontrollieren will, oder ob ein totalitärer Herrscher seinen Machtbereich ausweiten will, naja, dann ist die Entscheidung nicht mehr so schwierig, oder?

Einige Bekannte, die sich für besonders neutral und objektiv halten, meinen, dass die ganze Sache nicht so einfach sei und man ganz komplizierte Dinge berücksichtigen müsse, Ehrenwort!

Nun, doch, es ist einfach, wie immer wenns um Werte und Prinzipien geht: Man kann nicht zugleich überzeugter Demokrat sein UND Putin verteidigen. Damit macht man sich entweder zum Heuchler oder zum Idioten. 

Andererseits ist die Sehnsucht nach einem starken Führer wieder weiter verbreitet. Nur getrauen sich die Feiglinge und Putin-Trolle nicht zuzugeben, dass sie mit einer freien und demokratischen Gesellschaft überfordert sind.