Diese Michael-Jackson-Sache …

Kulturjournis und so ziemlich jeder, der in den 80ern und 90ern aufgewachsen ist, fragen sich gerade, ob man die Musik eines Kinderschänders noch hören darf. Nur faktenblinde Hardcore-Fans leugnen nach dem Film „Leaving Neverland“ noch die Tatsache, dass er ein Kinderschänder war.

Die Frage ist müssig, denn Michael Jackson ist tot. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er sich Songs anhören will, die seine schönsten Jugenderinnerungen mit dem Leiden kleiner, missbrauchter Kinder vergiften.

Etwas anders sieht es für die Streaming-Anbieter und die Radio- und TV-Stationen aus. Dort stellt sich die Frage, ob man wirklich noch Geld an eine Gruppe von Leuten bezahlen will, die diese Missbräuche aus Geldgier über Jahrzehnte gedeckt haben und noch immer decken.

Michael Jackson ist tot, er kann nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden. In meinen Augen war er auch genug gestraft, Michael Jackson gewesen sein zu müssen. Auch ohne Gerichtsverhandlung.

Seine Familie und sein Umfeld, denen man hier in Europa wohl den Prozess wegen Beihilfe machen würde, ist aber noch immer da. Solange diese Leute keine Scham und kein Schuldbewusstsein zeigen, ist es für eine anständige Radiostation oder einen Streamingdienst ethisch nicht zu verantworten, die Songs zu spielen, die genau diese Leute noch reicher machen.

Eine ideale Lösung wäre, wenn für jeden Michael-Jackson-Track, der gespielt wird, ein Beitrag an eine Kinderhilfs- oder Missbrauchsopfer-Organisation bezahlt würde. Wenn all die Millionen Gewinn jährlich dem Zweck der Wiedergutmachung zugeführt würde. Dann könnte man guten Gewissens seine Musik spielen, wenn man denn will.

Bis dahin liegen seine Songs für mich auf dem Müllhaufen der Kultur, gleich neben den Polanski-Filmen und den R. Kelly-Tracks.