Majestätsbeleidigung!

Schmerzhaft, treffsicher und charmant – so hatte man Schawinskis Interviewstil vor gefühlten hundert Jahren noch beschrieben. Heute wären «berechenbar» oder «altersstarrsinnig» die Attribute, die einem für seine Schawinski-Show in den Sinn kämen.

Der Roschee erntete gerade einen Shitstorm. Nur leider für die falschen Sachen. Jeder, der sich in seine Sendung begibt, sollte eigentlich wissen, dass der Mann unsensibel, chauvinistisch und herablassend vorprescht, wenn der Gast nicht gerade zu den geschonten engen Bekannten gehört. Schawi ist kein Interviewer mehr, er ist ein Regisseur, der seine Auftritte inszeniert. Und hält sich ein Gast nicht an seine Rolle, oder schlimmer noch, stiehlt dem Gastgeber die Show, muss er oder sie das bitter bereuen. Es gibt nur einen Chef.

Die Edelprostituierte Balthus hätte drei Sendungen anschauen und sich auf seinen (fehlenden) Stil vorbereiten können. Ich will hier gar nicht darauf eingehen, ob Schawinski nun mit seiner Frage übergriffig war oder nicht – da dies eine sehr persönliche, moralische Frage war, kann eigentlich nur Balthus selbst sie beantworten.

Das eigentliche Problem bei Schawinski ist auch nicht sein schlechter Stil, es ist sein Machtmissbrauch. Er kann austeilen wie ein Grosser, aber wenn ihn  jemand in den Medien kritisiert, kann er weder darüber stehen, noch sich direkt wehren, sondern wirft sein ganzes Gewicht als Mediendinosaurier mit besten Beziehungen und Macht in die Waagschale, um die Vorgesetzten unter Druck zu setzen.

Jeder, der sich schon mal öffentlich über Schwafli lustig gemacht hat, weiss, dass seine juristischen Minions keine 10 Minuten später anrufen und den Kopf des Sünders, oder zumindest dessen Veröffentlichung, verbrannt sehen wollen. Und er ist gut genug vernetzt, um in vielen Fällen damit durchzukommen. Sogar ich durfte mal einen Text löschen, in dem ich den Radiopiraten Schawinski für tot erklärte (wobei ich den Medienunternehmer Schawinski am Leben liess).

Und für seinen Machtmissbrauch hätte er wirklich einen Shitstorm verdient.

Der harte Interviewer ist ein narzisstisches Weichei und versteht Kritik als Majestätsbeleidigung. Wer von Roger auf Augenhöhe akzeptiert werden will, muss auf den Mount Everest steigen und da in die Luft springen. Die lustige Phrase «Dasch mini Idee gsi» hat sich über die Jahrzehnte so tief in sein Selbstverständnis gebrannt, dass er inzwischen von seinem göttlichen Status ausgeht und jede Kritik als Blasphemie verfolgen lässt.

Das zeugt nicht von grossem Selbstwertgefühl (dann würde er drüber stehen), sondern von seiner tiefen Angst, mit dem Alter irrelevant geworden zu sein. Nur, wer sich seiner Anerkennung nicht sicher ist, muss sie gewaltsam durchsetzen.

Ich will übrigens nicht, dass man Schawi beim SRF gegen seinen Willen absetzt. Ich finde, er hat sich mit seinen Leistungen für die Schweizer Medienwelt die Chance verdient, selbst in Würde abzutreten. Wenn er denn noch kann.

HIER der Kontakt für die Rechtsminions, die sich bei meinem Chef beklagen möchten. (Btw: Erklärt dem Roger doch mal den Streisand-Effekt)

Off topic: Das feministische Magazin «Emma» unterstützt den Chauvinisten Schawinski in seiner Fragestellung nach dem väterlichen Missbrauch. Wer sich nun wundert, sollte wissen, dass der Emma Schawinski total am Arsch vorbeigeht. Sie nutzen nur jede Möglichkeit, auf Frauen zu schiessen, die gegen ihre Forderung für ein Prostitutionsverbot argumentieren. Für Alice Schwarzer ist Widerspruch aus den gleichen Gründen wie bei Schawinski Blasphemie. Schlimmer noch, wenn die von ihr entmündigten Prostituierten es wagen, eine eigene Stimme zu erheben.