Zur Zeit regen sich alle darüber auf, dass ein böser Tabakkonzern einen Bundesanlass finanziert. Weil Gesundheit und so.
Irgendwie beschleicht mich dabei das Gefühl, dass wir auf das falsche Ende der ganzen Angelegenheit starren. Ob nun Tabak-, Pharma-, Automobil- oder Finanzindustrie ist doch völlig egal. Ich bin nicht wirklich überzeugt, dass diese extrem mächtigen Interessensgruppen, egal ob aus dem In- oder Ausland, so eng mit der Bundesverwaltung verscharawunzelt sein sollten.
Das letzte Mal, als ich die Verfassung las, stand da nichts vom Bund als Werbeträger für Big-Business. Da stand nichts davon, dass die Schweizer Regierung als Qualitätsplaquette für internationale Konzerne dienen soll. Und ehrlich, wenn eine Regierungsverwaltung auf so viel Geld von privaten Unternehmen schielt, ist jede Unabhängigkeit völlig im Arsch.
Ein einzelner Beamter oder Regierungsvertreter darf kein Geschenk über 50 Franken annehmen. Aber als Institution dürfen sie gleich ihren ganzen Arsch für einige Hundertausend Franken verkaufen? Macht doch irgendwie keinen Sinn, oder?
Aber vielleicht seh ich das auch falsch. Vielleicht haben die Chefbeamten, die oft von genau diesen Konzernen kommen oder aber ihre restliche Karriere bei ihnen oder deren Lobbyorganisationen verbringen, einen neutraleren Blick darauf.
Hm.
Versteht mich nicht falsch. Ich bin durchaus für Wirtschaftsförderung. Ich denke, wir haben da recht gute Ansätze. Nur denke ich nicht, dass Unternehmen diese für Geld einkaufen dürfen. Sagen wir mal, bei diesem Deal sähen die KMUs ziemlich Scheisse aus und die grossen Player könnten locker mit einigen Millionen das Image der Schweiz einkaufen. Egal, ob sie etwas mit unseren Werten zu tun haben oder nicht.
Es reicht eigentlich schon, dass kein Schwein weiss, wer den Parteien die Wahlkämpfe bezahlt und welche unausgesprochenen Verbindlichkeiten da entstehen.
Wenn wir nicht endlich die Verfilzung zwischen Wirtschaft und Politik aufschneiden, wenn wir nicht den einzelnen Bürger über Unternehmensinteressen stellen, wenn wir nicht endlich gesetzliche Grundlagen für die Trennung von Wirtschaft und Staat schaffen, haben wir einfach eine legale Version von Korruption. Wirtschaftsförderung ist wichtig. Aber nicht so wichtig, dass sie unser demokratisches System korrumpieren darf.
Und wenn wir da nicht endlich was tun, ist unser hochgeschätztes demokratisches System nichts anderes als eine billige Strassennutte im edlen Kleidchen, die mit dem reichsten Freier ins Bett steigt. Egal, ob Raucher oder Nichtraucher.