Kunz, Gewalt & der Idioten-Umkehrschluss

Sonntagszeitung-Blattmacher Andi Kunz hat mutig Stellung gegen Gewalt an Frauen bezogen. Naja, wenigstens gegen Gewalt an Frauen, die von Muslimen begangen wurde.

Nein, sorry, eigentlich auch nicht.  Er äussert sich zu einer Umfrage unter Jugendlichen, die etwas wirr behauptet, dass 20 Prozent der männlichen muslimischen Jugendlichen Gewalt des Ehemannes gegen ihre Frau guthiessen. Daraus fordert er etwas pauschal die Ausgrenzung einer ganzen Religion. Es ist übrigens auch nicht ganz klar, wieso in dieser Umfrage hinduistische Tamilen zu den Muslimen zählen.

Was auch nicht klar ist, ob diese Umfrage unter jugendlichen Männern überhaupt etwas aussagt. Denn: Jeder in der Schweiz sozialisierte Mann würde in einer Umfrage natürlich sofort Gewalt an Frauen klar verurteilen.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass jede vierte Frau hier Erfahrung mit sexuellen Übergriffen und Gewalt gemacht hat. Meist in der Ehe, in der Familie, im Beruf, im Freundeskreis.

Weil ein CH-Mann in einer Umfrage Gewalt an Frauen verurteilt, heisst das noch gar nichts. Es bedeutet höchstens, dass er einer von denen sein könnte, die, nachdem ihnen „die Hand ausgerutscht“ ist, heulend schwören, dass das nie mehr vorkommt, und dass sie dazu getrieben wurden, und dass sie sich Hilfe suchen. Bis zum nächsten Mal.

Ihr habt sicher auch eine Bekannte, die so eine Geschichte erzählen könnte …

Viel spannender wären Umfragen unter den Opfern. Anonymisiert und vielleicht auch mal nach Herkunft aufgeschlüsselt. Die Schweizer Männer ständen an der Spitze. Aber auch das wäre nicht besonders aussagekräftig, weil es zu einem Idioten-Umkehrschluss führen würde.

Wer aus der Korrelation von Religion oder Herkunft und Verhalten eine Kausalität herstellt, ist ein Idiot und intellektuell unredlich.

„Diese Gewalttäter sind Muslime. Also sind Muslime Gewalttäter“ ist ähnlich aussagekräftig wie „Pädophile Sexualstraftäter in Asien sind meist Europäer. Also sind Europäer eher pädophile Sexualstraftäter, so von der Kultur her“. Was man mit dem Porno-Konsum und Werken wie „Lolita“ oder „Sweet Sixteen“ mühelos belegen könnte.

Ein grosser Heuchler vor dem Herrn ist der Andi aber vorallem, weil ihn die Opfer von häuslicher Gewalt in den letzten 20 Jahren einen Scheissdreck interessierten, und er sich erst jetzt damit in die Brust wirft, wenn er damit gegen eine Religion, oder direkt, gegen Migranten hetzen kann.

Nun, jeder einigermassen fähige Denker kann seinen Bias-Bullshit ohne Probleme als heuchlerische Profilierung erkennen.

Guter Versuch, Andi. Funzt nicht. Nochmals? Einfach sorgfältiger ….