Wir befinden uns mitten am Entstehungsort des Geheimplans zur libertären Befreiung der Schweiz – im Baumhaus im Garten hinter dem grossen Haus von Dicks Mama und Papa. Es ist Sonntag, 14. August 2015, Semesterferien.
An den Wänden hängen PinUps von Ayn Rand und Maggie Thatcher, die Einrichtung haben unsere Revolutionäre von Vics Papi bekommen. Nics Mama hat Guetzli gebacken, die fleissig mit aus Sackgeld gekauftem Redbull heruntergespült werden.
„So kann das nicht weitergehen“, meint Nic und klopft mit weicher Faust so hart auf das Salontischchen, dass beinahe die alten Ausgaben von „Schweizer Monat“ auf den Boden rutschen. „Niemand nimmt uns ernst!“
Dick und Vic nicken ernst.
Nic fährt fort: „Nicht mal unsere Partei UP! konnte Relevanz entwickeln und wir werden persönlich dafür ausgelacht, dass wir mehr FREIHEIT! für alle wollen!“
Dick und Vic energisch im Chor „Mehr FREIHEIT! für alle!“
„Der STAAT nimmt uns alles weg. Also würde uns alles wegnehmen, wenn wir denn schon was hätten. Und ich hab nicht 3 Jahre Wirtschaft studiert, um dann alles DEM STAAT! in den Rachen zu werfen! STEUERN SIND DIEBSTAHL!“
Vic und Dick wütend „Der STAAT! STEUERN SIND DIEBSTAHL!“
„Niemand erkennt unsere Leistung an! Ich hab sogar mal in den Ferien gearbeitet, um mir ein neues Handy zu leisten! Ohne unsere Leistung wären wir heute nicht, was wir sind! Natürlich will ich nicht für die Versager mitbezahlen, die es nicht AUS EIGENER LEISTUNG an die Spitze der Gesellschaft geschafft haben!“
Vic und Dick nicken betrübt. Nic nimmt einen Schluck Redbull und ein Guetzli.
„Also hab ich mir folgenden Geheimplan ausgedacht: Wir treten anderen Parteien oder Jungparteien bei. Die sind bereits gross, die werden ernst genommen. Dort arbeiten wir uns im Stillen nach oben und versuchen, das System von innen her zu bekämpfen. Ich nehme die FDP, Dick die SVP, Vic die CVP. Unsere Freunde können dann noch die GLP und die BDP unterwandern.“
Dick und Vic nicken begeistert, stolze Tränen in den Augen. „Von innen her bekämpfen!“
„Als Erkennungszeichen werden wir schnieke Frisuren und Versicherungsvertreter-Anzüge tragen, so dass wir uns gegenseitig auf den ersten Blick identifizieren und unterstützen können. Wenn einer von uns auf Twitter einen Diskurs führt, werden alle anderen sofort faven, egal, um was es sich handelt. Wir werden agieren wie eine gut geölte Maschine!“
Vic und Dick „Wie eine gut geölte Maschine!“
Vic: „Und die Frauen?“
Nic und Dick verdrehen die Augen. „Was für Frauen?“
Vic schaut beschämt zum Ayn-Rand-Pinup.
„Wir werden all die Privilegien abschaffen, die uns auf dem Silbertablett serviert wurden. Und wir werden heulen, dass wir ja keine Wahl hatten. WIR hätten auf all das verzichtet, was es uns möglich macht, heute wie die Maden im Speck zu leben. Wir haben es UNSERER LEISTUNG zu verdanken, dass wir es so weit gebracht haben!“
Vic und Dick „UNSERE LEISTUNG!“
„Morgen holt ihr euch die Beitrittformulare und los gehts!“
Nic, Vic und Dick schauen sich ernst an. Sie stehen auf, legen eine Faust an die Brust und stimmen den gemeinsamen Schwur ihres Baumhaus-Clubs an.
„FREIHEIT ODER T ….“
„Chinde! Znacht isch fertig! Es git Spaghetti mit Tomatesosse. Das händ ihr doch alli gern! Und hopp jetzt, nachher bring ich dänn dini Gschpänli hei, damit sich ihri Eltere kei Sorge mached.“