(Dieser Text stammt von der Gastautorin Hélène Alice Lindgens, die per Zufall auch noch meine Schwester ist. Und glaubt mir, wenn sie wütend wird, solltet ihr euch besser unter irgendeinem Stein verkriechen.)
Ihr tanzt auf den Gräbern derer, die Ihr mit Eurer Feder und Euren Worten ermordet habt.
Euren Beruf habt Ihr gewählt, weil Ihr daran geglaubt habt, dass Ihr einen Beitrag zur Aufklärung leistet, dass Ihr Wissen zugänglich macht, dass Ihr mit Euren Worten für Recht und Freiheit einsteht, für Meinungsfreiheit und Pressefreiheit, für Bildung und Transparenz.
Ihr behauptet unsere Interessen zu vertreten und Demokratie der Schweiz zu verteidigen.
Ihr Politiker und Journalisten missbraucht Eure Leser und Wähler, um Euren eigenen Narzissmus zu befriedigen, um Klicks und Stimmen zu generieren, deren Halbwertszeit kürzer ist, als das Leben einer Eintagsfliege.
Ihr stellt euch hin und redet von der «unerforschten Sauce», die man sich «in die Vene spritzen lässt», derweil seid Ihr geimpft und damit auf der sicheren Seite. Ihr stellt Euch hin und sagt, nicht Geimpfte sind «aufrechte Schweizer», derweil seid Ihr so lange schon in Sicherheit, dass bereits die 3. Impfung thematisiert wird.
Ihr stellt Euch hin und beschimpft Unternehmer, als Ausbeuter und Kapitalisten, deren Vermögen auf Kosten der Arbeiter erwirtschaftet sei, derweil ihr über die Aussage stolpert, dass, dass es Arbeiter gibt, die «schon um 8 Uhr aufstehen» und beleidigt damit Eure eignen Wähler und jeden einzelnen Arbeiter. Ihr fordert Verantwortlichkeit, indem Ihr die Verantwortlichkeit delegiert, an den Staat und an die Unternehmer.
Ihr nutzt Social-Media-Accounts, um als Trolle und Hetzer andere Menschen zu diskreditieren, zu verletzen, zu demütigen, zu zerstören und zu stalken Das könnt Ihr alle gut, dass betrachtet Ihr als Partei-Programm, als Teil unserer politischen Kultur, als Euren effektiven und sozialen Auftrag, zur Erhaltung unserer Demokratie. Ihr schenkt Euch Nichts, das können die Linken, wie die Rechten, ob Feministinnen oder konservative rechte Männer, gleichermassen gut und gleichermassen konsequent und vernichtend.
Es gibt nur eine Wahrheit, die Eure und wer dieser nicht folgt ist «der Feind» und diesen Feind gilt es zu vernichten… mit allen Mitteln und aller Kraft und ungeachtet der Opfer, die auf der Strecke bleiben. Es sind nur hinnehmbare Kollateral-Schäden unterstützt und bespielt von Journalisten, deren Bezeichnung «Schreiberlinge» noch schmeichelhaft wäre.
Kein Ausdruck bringt es besser auf den Punkt als, «mediale Hinrichtung», was betrieben wird, ein Begriff, der mir in Zusammenhang mit einer Hinrichtungs-Meme begegnet ist.
Es geht schon lange nicht mehr um Journalismus und Aufklärung, es geht um Vernichtung und Zerstörung. Es geht um Menschen, Familien, Kinder, Ehemänner und Ehefrauen, deren Zukunft Ihr auf dem Schafott der Pressefreiheit opfert oder schon längst geopfert habt. Es geht um Quoten und die Bedienung und Befriedigung Eurer eigenen Wahrnehmung, fern von jeder Verantwortung, Ethik und Moral.
Ihr treibt diese Menschen in den Abgrund – und erst wenn wir einen dieser Menschen beerdigen, werdet Ihr für einen Augenblick innehalten, eine reisserische Schlagzeile formulieren, Eurem Entsetzen Ausdruck verleihen, um dann das nächste Opfer zu suchen.
Klick, klick, klick.
Heute ist es eine Frau aus Zug, morgen kann es eine Journalistin sein, welche allenfalls ein Komma an der falschen Stelle gesetzt hat und die fallengelassen wird wie eine heisse Kartoffel. Als Lückenfüller benutzt Ihr Berset oder Maurer, ganz nach Eurer persönlichen politischen Ausrichtung… denn die Klinge Eures Schafotts, bestehend aus Euren Worten, darf nicht rosten.
Klick, klick, klick, um am Abend befriedigt auf sein Tageswerk zu blicken und dabei entspannt und erfüllt am «gespritzten Weissen» zu nippen oder ein «Cüpli» zu schlürfen. I
Klick, klick, klick.
Ich hoffe Ihr vergesst dabei nicht, eine weitere Kerbe in Eure Waffe zu schnitzen… damit die Opfer nicht ganz vergessen gehen.
Wir brauchen unsere Politiker, unsere Journalisten und unsere Medien. Wir dürfen aber verlangen, dass ihr Euren Job macht und dies unter Berücksichtigung ethischer, moralischer und menschlicher Integrität und dem dazugehörenden Respekt. Recherche ist keine Option, sondern eine Verpflichtung und Ethik ist kein Gewürz in Eurer Buchstaben-Suppe, sondern ist die Grundlage Eures Schaffens.
Ihr habt einen Auftrag, Ihr habt eine Verantwortung und es liegt in Euren Händen, zu einem Miteinander beizutragen. Wenn Ihr das als Journalisten/Politker nicht hinkriegt, dann schreibt Bücher und haltet Euch fern von Twitter, Facebook und den Tages-Titeln, wir wollen diesen menschenverachtenden Müll nicht lesen. Weder von Euch, noch in Euren Kommentarspalten.
Nutzt Eure Reichweite, Eure Pressefreiheit, Eure Meinungsfreiheit, Euer politisches Amt für Dinge, die uns weiter bringen, und verzichtet endlich darauf, mit Dreck, Müll, Zerstörung, Unterstellungen und Lügen Eure momentane Bedeutung zu überhöhen.
Wir leben in einer Demokratie, die heute sichtbar macht, dass unwürdige und unmenschliche Aussagen salonfähig sind und kaum Konsequenzen haben. Wie gross der Preis dafür ist, scheint niemanden zu interessieren.
Wir sind soweit, dass allenfalls eine Persönlichkeits-Verletzung in Kauf genommen wird…. mit der Begründung ….. dass bereits eine flächendeckende Persönlichkeits-Verletzung stattgefunden hat.
In meinem nächsten Leben werde ich Journalist oder Politiker.
Berufe, in denen Handeln offensichtlich keine Konsequenzen hat.